Dienstag, 10. Februar 2009

Jeder Christ ein Gitarrist? – oder muss ein Christ auch singen können?

Oder auch wollen? Warum singen wir eigentlich in unseren Zusammenkünften? Und warum klingt diese Musik immer gleich? Hillsong oder Vineyard? Reine Geschmacksache?
Ich sitze in einem Gottesdienst. Der Raum ist dunkel nur auf der Bühne steht die Band und singt und spielt im grellen Schein der Lichtanlage. Über der Band wird ein Text an die Wand projiziert. Die Menge um mich herum scheint geschlossen zu stehen und den Text zu singen. Während die Menge auf der Welle der „Anbetung“ unserem Herrn entgegen reitet, fühle ich mich am Strand zurückgelassen und mache mir Gedanken darüber, ob etwas mit mir nicht stimmt.
Die Band hat den Sound raus, sie klingt für meine Ohren wie der Sound einer Hillsong CD. Ich liebe Poesie. Auch liebe ich Musik. Texte können mich sehr berühren und mir lange nachgehen. Doch in diesem Gottesdienst werden Lieder gesungen, die jenseits der großen Ozeane geschrieben wurden. Nicht nur der Sound wird imitiert, sondern auch die Texte scheinen die weite Strecke unbeschadet überstanden zu haben. Sie klingen ja auf Deutsch auch nicht so gut, wie mir erklärt wurde.
Ich denke über den Anbetungscharakter der Lieder nach und über die Notwendigkeit des Imports. Warum importieren wir keine Gebete?
Sie würden nicht echt klingen und die meisten würden sie nicht verstehen. Aber warum schreiben wir dann nicht auch unsere Lieder selber?
Warum singen wir in unseren Gottesdiensten?
Wer sucht überhaupt die Lieder aus, die hier gesungen werden?
Wenn es Anbetung ist, dann sollten doch alle verstehen was wir da singen, oder?
Während ich nachdenke, fühle ich mich irgendwie alleine.
Vielleicht singen wir ja auch nur, weil das auflockert und uns zu einer Gemeinschaft werden lässt.
Aber warum machen wir dann keine Yoga-Übungen?

Mittwoch, 24. Dezember 2008

Adventwettrüsten

Ich habe letztens eine Geschichte gehört, die ich euch nicht vorenthalten möchte.

Freitag, der 28.11.2008 – 2 Tage vor dem 1. Advent
10:00 Uhr
In dem Missionshaus lässt die Hausmutter Damaris K. durch ihren Mann Jochen K. einen Weihnachtsbaum mit Lichterkette auf dem Balkon ihrer Wohnung installieren. Vorweihnachtliche Stimmung breitet sich aus, die Freude ist groß.
10:24 Uhr
Beim Entleeren des Mülleimers beobachtet Burg-Restaurantbesitzer Ottfried P. die provokante Weihnachtsoffensive auf dem Gegenüberliegenden Hang und kontert umgehend mit der Aufstellung des zehnarmigen dänischen Kerzensets zu je 15 Watt im Küchenfenster. Außerdem legt er um das Ziegenhäuschen eine Lichterkette. Stunden später erstrahlt die gesamte Stadt Bad Liebenzell im besinnlichen Glanz von 134 elektrischen Fensterdekorationen und zahllosen Häuserumrahmungen mit Glühbirnen.
19:03 Uhr
Im entfernten Kernkraftwerk Neckarwestheim registriert der wachhabende Ingenieur irrtümlich einen Defekt der Strommeßgeräte für den Bereich Bad Liebenzell, ist aber zunächst noch arglos.
20:17 Uhr
Den Eheleuten Horst und Heidi E. gelingt der Anschluß einer Kettenschaltung von 96 Halogenfilmleuchten durch sämtliche Bäume ihres Obstgartens an das Drehstromnetz. Teile der heimischen Vogelwelt beginnen verwirrt mit dem Nestbau.
20:56 Uhr
Der Diskothekenbesitzer Alfons K. in Monakam sieht sich genötigt seinerseits einen Teil zur vorweihnachtlichen Stimmung beizutragen und montiert auf dem Flachdach seines Bungalows das Laserensamble Metropolis, das zu den leistungsstärksten Europas zählt. Die 40 Meter hohe Fassade eines angrenzenden Getreidesilos hält dem Dauerfeuer der Nikolausprojektion mehrere Minuten stand, bevor sie mit einem hässlichen Geräusch zerbröckelt.
21:30 Uhr
Im Trubel einer Weihnachtsfeier im Kernkraftwerk Neckarwestheim verhalt das Alarmsignal aus Reaktor 2.
21:50 Uhr
Der 85jährige Kriegsveteran August R. zaubert mit 190 Flakscheinwerfern des Typs Varta-Volkssturm den Stern von Bethlehem an die tief hängende Wolkendecke.
22:12 Uhr
Eine Gruppe asiatischer Geschäftsleute mit leichtem Gepäck und sommerlicher Bekleidung irrt verängstigt durch die Siedlung Maisenbach. Zuvor war eine Boeing 747 der Singapore Airlines versehentlich in der mit 3000 bunten Neonröhren gepflasterten Garagenzufahrt der Bäckerei Ziegler gelandet.
22:37 Uhr
Die NASA-Raumsonde Voyager 7 funkt vom Rande der Milchstraße Bilder einer angeblichen Supernova auf der nördlichen Erdhalbkugel. Die Experten in Houston sind ratlos.
22:50 Uhr
Ein leichtes Beben erschüttert die Umgebung des Kernkraftwerkes Neckarwestheim. Der gesamte Komplex mit seinen Turbinen läuft mit 350 Megawatt brüllend jenseits der Belastungsgrenze.
23:06 Uhr
In der taghell erleuchteten Stadt Bad Liebenzell erwacht die Studentin Bettina U. und freut sich irrtümlich über den sonnigen Novembermorgen.
Genau 23:12 Uhr betätigt sie den Schalter ihrer Kaffeemaschine.
23:12 Uhr und 14 Sekunden
In die plötzliche Dunkelheit des gesamten Landkreises Calw bricht die Explosion des Kernkraftwerks Neckarwesteheim wie Donnerhall. Durch die stockfinsteren Ortschaften irren verstörte Menschen …
… Menschen wie du und ich, denen eine Kerze auf dem Adventskranz nicht genug war.

Paulheit

Der Paul hat sich jetzt soweit durchgrungen, dass er jetzt auch anfangen möchte seine Gedanken und seine Sicht der Dinge, schlicht die Welt aus der Sicht eines Pauls, mitteilen möchte. Ich wünsche denen, die sich die Zeit nehmen in diese Welt eintauchen zu wollen, eine gute Zeit.